Das Mittelohr

Das Mittelohr stellt die Achillesferse eines Tauchers dar und hat schon so manchen Tauchurlaub frühzeitig beendet oder auch Tauchkarrieren zerstört.
Es handelt sich um einen luftgefüllten Hohlraum der über die Ohrtrompete (Eustach’sche Röhre) mit dem Nasenrachen in Verbindung steht. Es reicht vom Trommelfell bis an die knöcherne Abgrenzung des Innenohrs. Es dient der Schallverstärkung mit Hilfe der Gehörknöchelchen und des Größenunterschieds zwischen Trommelfell und ovalem Fenster (dem Übergang zum Innenohr).
 
Hinter der Pauke (die Pauke ist der Bereich hinter dem Trommelfell) beginnt das Mastoid (Warzenfortsatz). Hier gibt es mehr oder weniger luftgefüllte Kämmerchen, die durch die Pauke belüftet werden.
 
Das Mittelohr steht nur über die Ohrtrompete (Eustach'sche Röhre) mit der Außenwelt in Verbindung, d.h. mit dem Nasenrachen. Deshalb haben Ohrentropfen überhaupt keine Wirkung bei Mittelohrentzündungen oder Tubenbelüftungsstörungen. Das Trommelfell ist nicht durchlässig für Medikamente!
Die Ohrtrompete besteht aus einem knöchernen und einem knorpeligen Anteil, die von Schleimhaut ausgekleidet ist und eine Länge von 31-38 mm hat. Das Öffnen der Ohrtrompete muss bei einer Druckerhöhung in der Umgebung (also beim Abtauchen) aktiv erfolgen. D.h. man muss einen Druckausgleich machen wenn man abtauchen möchte.
 
Druckausgleich

Druckausgleich Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Timothy C. Hain, Northwestern University Chicago, USA

 
Es gibt verschiedene Arten von Druckausgleichsmethoden, zu denen man allerdings sagen muss, dass sehr unterschiedlich Definitionen bestehen:

Das Valsalva-Manöver

Der Standarddruckausgleich wird Valsalva Manöver genannt, auch wenn erfahrene Taucher meist gar kein Valsalva Manöver durchführen, sondern eher ein Frenzel Manöver. Aber der Ausdruck Valsalva-Manöver hat sich sozusagen zu einem Synonym für den Ausdruck "Druckausgleich" entwickelt. Zum Prinzip: Durch Verschluss von Nase und Mund und anschließender Exspiration (Ausatmen) gegen verschlossenen Mund und Nase) wird der Druck im Nasenrachen erhöht, so dass es zu einem Einströmen von Luft in die Pauke kommt. Bei der Otoskopie kann man dieses Einströmen von Luft an der Vorwölbung des Trommelfells während des Druckausgleichs erkennen.

Das Frenzel-Manöver

Mund und Nase werden verschlossen. Zusätzlich verschließt der Taucher die Stimmbänder und baut anschließend, durch Bewegung der Zungen- und Gaumenbogenmuskulatur nach oben, einen Druck im Rachen auf, der die Tube öffnet.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass kein erhöhter Druck in der Lunge aufgebaut werden muss und dadurch keinzusätzliches Risiko bei Tauchern mit Rechts-Links Shunt auftritt.

Lowry-Technik

Klingt ziemlich verwirrend: Man verschließt die Nase und den Mund und soll gleichzeitig ausatmen (wie bei Valsalva) und Schlucken (wie beim Toynbee). Man soll also die Nase zuhalten, ausatmen und gleichzeitig schlucken. Klingt verwirrend, ist es auch. Funktioniert aber irgendwie.

Edmonds-Technik

Man soll den Unterkiefer nach vorne und unten bewegen, so dass die Zähne des Unterkiefers vor die Oberkieferzähne geschoben werden.Dann soll ausgeatmet werden wie beim Valsalva-Manöver.

Das Toynbee-Manöver

Man verschließt die Nase und schluckt. Hierdurch kommt es zu einem Unterdruck im Nasenrachen, der sich durch eine Einwärtsbewegung des Trommelfells zeigt.

Roydhouse-Technik

Der Taucher soll die Uvula (das Zäpfchen am weichen Gaumen) willentlich nach oben bewegen, während er die hinteren Anteile der Zunge nach unten bewegt. Man könne dann das Einströmen der Luft in das Mittelohr hören. Es gibt noch ein paar weitere Techniken, die aber ähnliche Bewegungsmuster kombinieren. Prinzipiell ist es wichtig einen effektiven Druckausgleich durchzuführen. Es ist begrüßenswert,wenn der Taucher eine Technik verwendet, bei der kein erhöhter Druck in der Lunge aufgebaut wird. Leider können nur ca. 50% der Taucher einen solchen Druckausgleich durchführen.

Willentliches Öffnen der Tube

Manche Taucher können willkürlich die Eustach'sche Röhre öffnen.