Was ist ein Tauchunfall?
Für einen Tauchunfall kann man unterschiedliche Definitionen heran ziehen.
Man kann alle mit dem Tauchen in Zusammenhang stehenden "Unfälle" oder Ereignisse bzw. Zwischenfälle heran ziehen, dann sind auch einfachere Verletzungen gemeint, wie das Barotrauma des Mittelohrs, der Nasennebenhöhlen oder das Barotrauma des Innenohrs. Gerne werden diese Unfälle als Zwischenfälle oder Lapidarverletzungen abgetan, man muss sich jedoch vor Augen halten, dass auch ein Barotrauma des Mittelohrs dazu führen kann, dass eine Operation und ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden. Ebenso kann ein Barotrauma des Innenohrs zu einer bleibenden Gleichgewichtsstörung führen, die eine Berufsunfähigkeit nach sich zieht. Barotraumen des Magen/Darmtrakts können zu lebensgefährlichen Krankheitsbildern führen und müssen notfallmäßig operiert werden und man kann nur hoffen mit dieser Erkrankung nicht in einer Druckkammer zu landen.
Spricht man im engeren Sinne von Tauchunfällen, sind meist die Dekompressionserkrankungen gemeint, also die Dekompressionskrankheit, die durch ein Ausperlen von Inertgas im Gewebe oder Blut zurück zu führen ist oder die arterielle Gasembolie als Folge eines Lungenbarotraumas. Beide Krankheitsfälle werden unter dem Begriff Dekompressionserkrankung (DCI) zusammen gefasst und meist gemeinsam abgearbeitet. Ausführliche Details hierzu findet man in der Leitlinie Tauchunfall der Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin.
Die DCI kann lebensbedrohlich verlaufen und schon während des Aufstiegs zum Herz/Kreislaufstillstand führen, sie läuft aber sehr häufig auch in einer milden Form ab, in der Hautsymptome (Juckreiz, Rötung, Schwellung) und Muskel- und Gelenkschmerzen im Vordergrund stehen. Diese mildere Form der DCI kann spontan abklingen, auch wenn grundsätzlich eine hyperbare Sauerstofftherapie empfohlen wird.
Die schwere Form der DCI beinhaltet abgesehen von den schon erwähnten schweren Herz/Kreislaufsymptomen, vor allem neurologische Symptome, wie Sensibilitätsstörungen im Bereich des Versorgungsgebiets des peripheren oder zentralen Nervensystems, motorische Schwäche bis hin zur Lähmung, Blasen- und Darminkontinenz, Sprach- und Sehstörungen und viele Symptome mehr, wie sie auch beim Schlaganfall auftreten können. Die Dekompressionserkrankung des Innenohrs ist eine gesonderte Form der schweren DCI und wird in dort besprochen.
Man sieht also, dass man nicht davon sprechen kann, dass ein Barotrauma immer ein Bagatelltrauma ist und die DCI immer ein schwerer Tauchunfall. Trotzdem soll es in diesem Abschnitt nur um die Dekompressionserkrankung gehen, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit gelegt wird.