Druckausgleichsprobleme

 

Fast jeder Taucher musste schon einmal das Tauchen wegen Problemen mit dem Druckausgleich abbrechen. Die meisten Taucher, die sich in der Tauchersprechstunde der HNO-Universitätsklinik vorstellten kamen wegen solcher Druckausgleichsprobleme beim Tauchen.

Die Anatomie des Mittelohrs sollte man sich zunächst noch mal vor Augen führen. Druckausgleichsproblemen liegen fast immer Störungen der Tubenfunktion zugrunde, die zu einer erschwerten oder unmöglichen Belüftung der Pauke führen. Es können aber auch Raumforderungen im Nasenrachen die Ohrtrompete einengen. Manchmal lokalisieren Taucher Probleme mit dem Druckausgleich ins Ohr obwohl es sich um Beschwerden der Nasennebenhöhlen handelt. Sicher unterscheiden kann man dies nur durch eine gründliche Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und einer HNO-ärztlichen Untersuchung.

An dieser Stelle soll über Tubenbelüftungsstörungen gesprochen werden. Grundsätzlich gilt, dass beim Tauchen innerhalb sehr kurzer Zeit große Volumenschwankungen im Mittelohr stattfinden. Diese Veränderungen des Volumens müssen durch die Ohrtrompete ausgeglichen werden. Im „normalen“ Leben stellt dies für gesunde Personen keine Schwierigkeit dar, beim Tauchen jedoch wird die Ohrtrompete häufig überfordert und es kommt zu Druckausgleichsproblemen. Hierfür gibt es verschiedene Gründe.

Empfehlenswert ist eine HNO-ärztliche Untersuchung, da hierbei seltenere Ursachen wie z.B. Zysten im Nasenrachen, Tumoren, chronische Nebenhöhlenentzündungen, Zustände nach Verschluss einer Gaumen-Lippen-Kieferspalte oder Adenoide ausgeschlossen werden können. Der HNO-Arzt wird zusätzlich eine Tympanometrie durchführen. Dies ist eine Test, der eine Funktionsprüfung der Tubenfunktion darstellt. Dieser Test dauert nur ein paar Minuten und tut nicht weh. Fällt der Test normal aus, heißt das nicht dass die Tube für das Tauchen ausreichend gut funktioniert, sondern man kann nur sagen, dass keine schwerwiegendere Funktionsstörungen vorliegen.

Ursache für Tubenbelüftungsstörungen ist häufig eine chronische Entzündung des Schleimhaut der oberen Atemwege. Fällt die HNO-ärztliche Untersuchung normal aus, leidet der Taucher aber trotzdem unter Tubenbelüftungsstörungen, können verschiedene Maßnahmen durchgeführt werden. Die Ohrtrompete kann regelrecht trainiert und gepflegt werden.

Zuerst sollte die Trinkmenge auf 2,5 Liter Flüssigkeit (kein Alkohol) am Tag erhöht werden. Diese Maßnahme befeuchtet die Schleimhaut und reduziert den Entzündungsreiz. Das gleiche gilt für tägliche Nasenspülungen mit Kochsalz. Man sollte 2 x täglich mit Kochsalz (einfach einen Esslöffel Kochsalz pro Liter Wasser) die Nase mit einer Nasendusche spülen. Man kann das Salzwasser lauwarm durch die Nasen einziehen und durch den Mund ausspucken. Das klingt zwar schrecklich, pflegt die Nasenschleimhaut aber ungemein.

Am wichtigsten ist ein fortlaufendes Training der Ohrtrompete. Man sollte jede 10 Minuten einen Druckausgleich nach Valsalva durchführen, mindestens 50 Mal am Tag. Durch diese Maßnahmen kommt es mit der Zeit zu einer immer besser funktionierenden Tubenfunktion.

Reichen diese Maßnahmen nicht aus kann ein Versuch mit abschwellenden Nasentropfen versucht werden. Diese dürfen jedoch maximal eine Woche angewendet werden. Selbstverständlich ist die Anwendung von abschwellenden Nasentropfen 12 Stunden vor dem Tauchgang verboten. Zusätzlich sollte man regelmäßig über einen langen Zeitraum ein örtliches Kortisonspray anwenden. Man braucht keine Sorgen wegen der Nebenwirkungen haben, da moderne Kortisonsprays nur an der Schleimhaut der oberen Atemwege und nicht systemisch wirken. Ich möchte aber betonen, dass man unbedingt einen HNO-Arzt aufgesucht haben sollte, bevor man diese Maßnahmen durchführt, da es andere Ursachen für Druckausgleichsprobleme gibt. Zu nennen sind hier z.B. Allergien, die man durch einen Hauttest (Prick-Test) abklären kann. Insgesamt gibt eine Menge Ursachen für Tubenbelüftungsstörungen, die in die Hand des Experten gehören und den Rahmen dieser Website sprengen.

Zusammenfassung der Therapie

  • Trinkmenge 2,5 Liter
  • Nasenspülung 2x täglich mit Kochsalzlösung
  • Tubentraining (alle 10 Minuten, min. 50 x Tag)
  • ggf. örtlich wirkendes Kortisonspray
  • HNO-ärztliche Kontrolle!
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Maßnahmen unter Wasser

Mindestens so wichtig wie die medizinischen Maßnahmen sind die Verhaltensweisen unter Wasser. Aus diesem Grund sollte man als Taucher, der unter Tubenbelüftungsstörungen leidet verschiedene Regeln unter Wasser beachten. Immer mit den Füssen zuerst abtauchen. Hierdurch reduziert sich der venöse Druck im Kopf und die Schleimhäute sind weniger geschwollen. Den Druckausgleich schon an der Oberfläche beginnen und alle 30 cm Wassertiefe durchführen. Langsam abtauchen! Besser ein bis zwei Kilo mehr Blei mitnehmen, damit man langsam und sicher abtauchen kann.

Jeder Taucher kennt das Gesetz von Boyle-Mariotte, aber Taucher mit Druckausgleichsproblemen setzen diese Erkenntnisse häufig nicht um. Also bitte erst mal wieder nachlesen. Entscheidend ist, dass sich im Bereich bis 5 Meter Wassertiefe die größten Druckschwankungen abspielen. Also sollte man diesen Bereich beim Tauchen meiden. Ich weiß, dass es dort am schönsten ist und halte mich selbst auch immer dort auf, aber ich habe auch keine Druckausgleichsprobleme. Wenn man also langsam auf dem Rückweg des Tauchgangs ist, sollte man nicht höher als 5 Meter auftauchen, da man sonst immer wieder unbewusst etwas tiefer gerät und den Druckausgleich vergisst. Das ist zwischen 2 und 3 Metern einfach gefährlicher als zwischen 5 und 6 Metern. Das Ohr und die Ohrtrompete vergisst keinen Druckausgleich, der zu spät durchgeführt wurde. Jeder unterlassene Druckausgleich führt zu einer kleinen Entzündung und Schwellung der Schleimhaut. Deswegen haben auch viele Taucher im Verlauf des Urlaubs eine schlechter werdende Tubenfunktion! Also bitte frühzeitig Druckausgleich machen und den Flachwasserbereich meiden. Gut für das Ohr ist auch eine ordentliche Pause zwischen den Tauchgängen. Derjenige der Probleme hat, sollte nur einen Tauchgang am Tag durchführen. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass abschwellende Nasentropfen bis 12 Stunden vor dem Tauchen verboten sind.

Verhaltensmaßregeln unter Wasser

  • Mit den Füssen zuerst abtauchen
  • Druckausgleich an der Oberfläche beginnen
  • die ersten Meter beim Abtauchen alle 30 cm Wassertiefe Druckausgleich durchführen
  • nicht im Flachwasserbereich Jojo-Profile tauchen
  • tiefer als 5 Meter bleiben
  • wenn möglich längere tauchfreie Pausen
  • keine Nasentropfen
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Operative Therapie

Sollten die konservativen Maßnahmen zu keiner Besserung führen, kann eine Tubendilatation von mir durchgeführt werden. Details findet man  hier.