Die Gehörgangsentzündung

 

Taucher leiden häufig an Gehörgangsentzündungen. Nicht selten muss deshalb während des Tauchurlaubs das Tauchen eingestellt werden.

Manche Taucher haben auch schon das geliebte Hobby an den Nagel gehängt, da sie die immer wiederkehrenden Gehörgangsentzündungen nicht in den Griff bekamen. Aus diesem Grund gibt es eine Vielzahl an prophylaktischen Tropfen und Maßnahmen und teilweise erbitterte Diskussionen über die besten Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung dieser lästigen Erkrankung.

Grund für die häufigen Entzündungen sind zum einen die ständige Feuchtigkeit, dem das Ohr ständig ausgesetzt ist und zum anderen die Zugluft nach dem Tauchen durch den Wind am Wasser oder auf dem Boot.

Aber auch übertriebene Hygiene führt zu rezidivierenden Gehörgangsentzündungen, wenn Wattestäbchen für die Ohrreinigung benutzt werden. Durch die Anwendung von Wattestäbchen im Ohr wird der wichtige Schutzfilm im Ohr abgetragen und zusätzlich werden kleine Mikrotraumen, also kleine Verletzungen der Gehörgangshaut, verursacht. Hierdurch haben Bakterien oder Pilze ein leichtes Spiel die Barriere Haut zu überwinden und sich im Gehörgang einzunisten. Leider kommt es auch regelmäßig zu einer Verletzung des Trommelfells durch die Verwendung von Ohrstäbchen (siehe Bild).

 
Gehörgangsentzündung

© Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Timothy C. Hain, Northwestern University, Chigago, USA

Symptome

Durch die Ansiedlung von pathogenen (krankmachenden) Keimen kommt es zu einer Entzündungsreaktion in der Gehörgangshaut mit einer anschleißenden Schwellung und Sekretion. Anfangs äußert sich eine Gehörgangsentzündung durch einen Juckreiz im Gehörgang, jedoch kommt es mit der Zeit zu einer Schwellung und dann beginnenden Schmerzen, die eine immense Intensität annehmen können. Der eine oder andere kennt vielleicht den Juckreiz nach dem Ohrenstäbchen benutzen, der zu immer häufigeren Nutzung der Ohrenstäbchen führt. Das ist nichts anderes als eine beginnende Gehörgangsentzündung. Die Schwellung kann so weit zunehmen, dass der Gehörgang komplett verlegt ist und auch die Ohrmuschel komplett geschwollen ist. Diese Entzündung kann sich auf die gesamten Hals- und Gesichtsweichteile ausbreiten, so dass eine stationäre Behandlung mit Gabe von Antibiotika über die Venen notwendig wird.

Meistens kommt es nicht so weit. Man kann die Gehörgangsentzündung gut daran erkennen, dass es zu Schmerzen bei der Bewegung der Ohrmuschel kommt oder bei Druck auf den Tragus. Der Tragus ist der Knorpel vor dem Gehörgangseingang, der etwas den Eingang verdeckt.

 
gehoergangsentzündung

Symptome

  • Juckreiz
  • Ohrmuschelziehschmerz
  • Tragusdruckschmerz
  • Schwellung
  • Sekretion
  • Schwerhörigkeit

© Dr. med. Christoph Klingmann

 

Entscheidend für die Diagnose ist jedoch der Spiegelbefund. Nur so kann eine Mittelohrentzündung, Warzenfortsatzentzündung oder ein Erysipel (Wundrose) ausgeschlossen werden.

 
Gehörgangsentzündung

Gehörgangsentzündung© Dr. med. Christoph Klingmann

Gehörgangsentzündung

Man erkennt eine gerötete und geschwollene Gehörgangshaut. Der Gehörgang ist mit schmierigem Sekret ausgefüllt. Das Trommelfell ist nicht betroffen.

 
Therapie

Therapie© Dr. med. Christoph Klingmann

Therapie

Je nach Ausmaß der Entzündung sollte man unterschiedlich vorgehen. Handelt es sich nur um einen leichtgradigen Juckreiz, kann zunächst auch einmal abgewartet werden und versucht werden das Ohr trocken zu halten. Befindet man sich jedoch im Urlaub oder fallen die Symptome stärker aus, sollte man Ohrentropfen verwenden. Hier gibt es viele verschiedene Fertigpräparate in der Apotheke zu kaufen oder man kann sich auch eigene Tropfen mischen lassen (siehe unter Vorbeugung). Bei stärker ausgeprägten Entzündungen sollte man jedoch unbedingt einen Arzt aufsuchen, wenn es machbar ist einen HNO-Arzt. Nur ein HNO-Arzt hat die Möglichkeit unter dem Mikroskop genau festzustellen, ob es sich um eine bakterielle Entzündung handelt oder ob ein Pilzbefall ursächlich ist. Der HNO-Arzt wird einem antibiotikahaltige Tropfen oder ein Mittel gegen Pilzbefall verordnen oder je nach Schwellungsgrad eine Streifentamponade einlegen, die mit einer Mischung aus Antibiotika und Kortisonsalbe getränkt ist. Wichtig ist auch die Verordnung gut wirksamer Schmerzmittel.

Prophylaxe

Vorbeugung ist bekanntlich besser als Nachsorgen. Deshalb hier ein paar Tipps.
 
  • KEINE Ohrstäbchen verwenden
  •  
  • Ohr vor Wind schützen (Mütze tragen)
  •  
  • Ohr trocken legen (z.B. nach dem TG föhnen)
  •  
  • in hartnäckigen Fällen Ohr mit Süßwasser ausspülen nach dem TG (Vorsicht Verletzungen)
  •  
  • ggf. vorbeugende Ohrentropfen
  •  
  • im schlimmsten Fall: Ohr während des Tauchens trocken halten, z. B. durch eine spezielle Maske (Oceanic Pro Ear)
 

Ein paar Worte zu prophylaktischen Ohrentropfen. Es gibt unter anderem deswegen eine heiße Diskussion über die besten Ohrentropfen zur Vermeidung einer Gehörgangsentzündung, weil jeder Mensch eine etwas andere Gehörgangshaut hat. Das heißt es gibt Menschen mit sehr feuchten oder fettigen Gehörgängen und Menschen mit zu trockenen Gehörgängen (z.B. Patienten mit Schuppenflechte). Letztere haben keinen Vorteil von der alleinigen Nutzung säurehaltigen Tropfen wie z.B. Glycerin Tropfen. Diese Patienten sollten nach der Desinfektion des Gehörgangs mit den säurehaltigen Tropfen den Gehörgang mit Öl (z.B. Babyöl) rückfetten um Entzündungen und der Austrocknung des Gehörgangs vorzubeugen. Man sollte sich deshalb von seinem HNO-Arzt beraten lassen und beides ggf. einfach mal ausprobieren. Aber in den meisten Fällen reichen die obengenannten Maßnahmen der Vorbeugung aus und es müssen keine Tropfen verwendet werden.

Beispiel für vorbeugende Tropfen: Glycerini puriss. 10,0 Spirit. vini ad 30,0 (3 x täglich 5 Tropfen ins Ohr)

Ultima ratio: Oceanic ProEar

Ultima ratio: Oceanic ProEar

Für Taucher, die trotz obengenannter Vorbeugemaßnahmen immer wieder Gehörgangsentzündungen bekommen oder vermeiden wollen, dass ein Tauchurlaub ins Wasser fällt, weil sich wieder Ohrenschmerzen einstellen, gibt es eine Möglichkeit: Oceanic hat eine Maske entwickelt, die es erlaubt das Ohr trocken zu halten, ohne das die Gefahr eines Außenohr-Barotraumas besteht. Durch Verbindung der Ohrenklappen mittels Schlauchsystem mit dem Maskenlumen (siehe Abbildung), werden die Ohren trocken gehalten, aber es entsteht kein hermetisch abgeschlossener Raum. Anders als bei der Anwendung von Ohrenstöpseln, entsteht bei diesem System keine Gefahr eines Außenohr-Barotraumas.

Viele Patienten der Tauchersprechstunde haben schon reichlich positive Rückkopplungen über diese Maske gegeben. Sie ist etwas gewöhnungsbedürftig, kann aber sehr hilfreich sein und stellt sicher eine weitere Therapiemöglichkeit für Taucher mit Gehörgangsentzündung dar. Näheres kann man bei  Oceanic erfahren.

 
Ultima ratio: Oceanic ProEar

Ultima ratio: Oceanic ProEar© Oceanic ProEar