Vorbeugen von Tauchunfällen

Das Vorbeugen von Tauchunfällen ist nicht schwer. Man spricht von der primären Dekounfall-Vorbeugung, wenn man ein Erstereignis eines Dekounfalls verhindern und von sekundärer Dekounfall-Vorbeugung, wenn man einen Rezidiv-Dekounfall verhindern möchte.

Die meisten Ratschläge, die ich in dieser Rubrik gebe, sind für die primäre und sekundäre Vorbeugung sinnvoll. Einzig bei der Betrachtung, was man mit einem R/L Shunt macht unterscheiden sich die Empfehlungen, je nachdem ob man einen Dekounfall hatte, oder nicht.

Wer einen Dekounfall verhindern möchte, muss die Inertgasbelastung des Körpers reduzieren. Je weniger Inertgas man zu sich nimmt, desto weniger Inertgas wird im Körper gelöst und desto weniger Inertgas muss aufd dem Weg nach oben wieder abgegeben werden. Die Chancen für lokale oder systemische Blasen ist geringer. Durch diese Vorgehensweise kann man zwar kein Lungenbarotrauma mit arterieller Gasembolie verhindern, aber eben alle Formen der klassischen Dekompressionsunfälle. Folgende Maßnahmen können die Inertgasbelastung reduzieren.

Tauchgangsplanung

 
  • Durchführen von flachen Tauchgängen (möglichst weniger als 25 Meter)
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  • Nitrox verwenden
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  • Deko-Tauchgänge vermeiden
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  • Wiederholungstauchgänge vermeiden oder zumindest reduzieren
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  • Am Besten alle drei Tage eine Tauchpause einlegen und sich um die Familie kümmern
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  • Ausreichend Trinken und für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt sorgen, d.h. zum Beispiel nicht mit einer Durchfallerkrankung tauchen oder direkt danach
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  • Min. 24 Stunden mit dem Heimflug warten
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  • Keine heiße Dusche nach dem Tauchgang (löst Blasen aus dem Gewebe)
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  • Keine Apnoeübungen oder -tauchgänge nach dem Tauchen
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Diese Regeln müssen nicht alle befolgt werden, sondern sind nur Hinweise, wie man den Deko-Stress reduzieren kann. Man kann für sich selbst entscheiden, was man davon umsetzen möchte.

Was kann beim Tauchen getan werden?

 
  • Wahrscheinlich ist ein deep stop sinnvoll. Das macht aber erst bei tieferen Tauchgängen einen Sinn. Dies widerspricht dem oben gesagten, aber ich weiß selbst, dass sich niemand an alle Regeln hält. Am Besten legt man einen Stop von 2-3 Minuten auf halber Maximaltiefe ein.
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  • Auftauchgeschwindigkeit konsequent einhalten und vor allem im Bereich 10 - 0 Meter um die Hälfte reduzieren
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  • Ewige Verlängerung des Sicherheitsstops auf 5 oder 3 Meter bringen aus meiner Sicht keine zusätzliche Sicherheit. Ich habe einige Dekounfälle nach sehr langen Sicherheitsstops gesehen. 3-5 Minuten auf 3-5 Meter sind ausreichend.
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  • Keinen unnötigen Druck im Brustkorb aufbauen. Sanften Druckausgleich durchführen.
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  • Keine Anstrengung auf den letzten 10 Metern des Tauchgangs und zwei Stunden nach dem Tauchgang.
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Was sollte nach einer Dekompressionserkrankung gemacht werden?

Aus meiner Sicht ist die gründliche Abklärung und Beratung durch einen erfahrenen Tauchmediziner am wichtigsten. Mit ihm sollte man versuchen die Unfallursache abzuklären. War es ein verschuldeter Dekounfall, zum Beispiel wegen "out of air" Situation oder Panik beim Tauchen mit Notaufstieg, sollte zusammen mit dem Tauchlehrer über eine Trainings- und Schulungsprogramm nachgedacht werden, um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden. Viele Dekompressionserkrankungen entstehen jedoch unverschuldet. Bei diesen Fällen ist eine gründliche Ursachenabklärung notwendig. Es kann an einer Schwäche des Lungengewebes gelegen haben, es kann ein R/L Shunt vorliegen und es muss natürlich geschaut werden, wie hoch das Risiko ist, dass es wieder zu einer Dekompressionserkrankung käme und wieviel Restschaden verblieben ist. Auch das kann die Tauchtauglichkeit einschränken und ggf. ist das Tauchen nur mit Auflagen wieder möglich. Es ist wirklich sehr wichtig, dass man einen kompetenten Taucherarzt findet, der mit einem den weiteren Weg geht.

Wie hoch ist das Risiko wieder eine Dekompressionserkrankung zu erleiden?

Das ist eine individuelle Frage, die man nicht pauschal beantworten kann. Aber wir haben in einer Studie gerade veröffentlicht, dass man durch ein konservatives Tauchprofil, egal ob man einen R/L Shunt hat oder nicht, das Rezidiv-Dekounfallrisiko deutlich senken kann. Es lohnt sich also sich von einem erfahrenen Tauchmediziner beraten zu lassen. Es gibt schließlich viele Möglichkeiten was getan werden kann. Man kann konservative Tauchprofile durchführen, man kann sich ein offenes Foramen ovale (PFO) verschließen lassen, man kann sich an der Lunge operieren lassen und man kann natürlich das Tauchen sein lassen. Eine gute Beratung ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig.

Hat man etwas falsch gemacht, wenn man eine Dekompressionserkrankung hatte?

Manchmal ja, sehr oft nein. Eine Dekompressionserkrankung ist keine Schande und kann jeden treffen. Deshalb braucht man sich hierfür nicht schämen. Viele Taucher mit Dekompressionserkrankung haben schon hunderte ambitionierte Tauchgänge gemacht und hatten keinen Unfall und dann passiert es plötzlich. Es ist nur unklug, dann nicht zum Arzt zu gehen und sich behandeln und beraten zu lassen.

 
Tauchgang Malediven  © 2017 Dr. Klingmann