Barotrauma der Nasennebenhöhlen
Nach kanadischen Daten kommen ca. 7% der Taucher mit Beschwerden im Kopfbereich wegen eines Barotraumas der Nasennebenhöhlen zum Arzt.
Die Nasennebenhöhlen sind starre Hohlräume, die über enge Belüftungswege mit der Nasenhaupthöhle in Verbindung stehen. Sie sind beim Gesunden von einer dünnen Schicht Schleimhaut ausgekleidet. Kommt es zu einer akuten Infektion der Nasenschleimhaut und damit auch zur Schleimhaut der Nasennebenhöhlen, schwillt diese an und kann die Belüftung der Nasennebenhöhlen beeinträchtigen oder sogar aufheben. Die Luft in der Nasennebenhöhle wird resorbiert, so dass ein Unterdruck entsteht der schmerzhaft ist. Je nach Schweregrad der Entzündung kommt es zu einer bakteriellen Infektion, so dass der Eiter die komplette Nasennebenhöhle ausfüllen kann.
Es gibt aber auch die chronische Nasennebenhöhlenentzündung, bei der die Schleimhaut ständig verdickt ist und das gesamte Nebenhöhlensystem ausfüllen kann. Bei fortgeschrittener Erkrankung kann diese chronisch entzündete Schleimhaut in Form von Polypen die gesamte Nasenhöhle auskleiden. Eine solche chronische Nebenhöhlenentzündung ist mit der Tauchtauglichkeit nicht vereinbar und soll an dieser Stelle nicht weiter besprochen werden.
Kommt es während des Tauchens zu Schmerzen im Bereich der Nasennebenhöhlen oder zu einer Blutung aus der Nase liegt es meistens daran, dass man wider besseren Wissens mit einer Erkältung tauchen gegangen ist.
Symtpome
Schmerzen während des Abtauchens über der Stirn und der Wange, aber auch am Hinterkopf und in beiden medialen Augenwinkeln. Beim Auftauchen kommt es gelegentlich zu einer explosionsartigen Schleimlösung, die mehr oder minder stark mit Blut vermengt ist. Es ist sehr erschreckend für den Taucher, wenn die Maske mit Blut und Schleim gefüllt ist. Eine Komplikation wäre ein Luftemphysem im Bereich der Augenlider oder der Wange. Dies äußert sich durch eine Schwellung des Lids und einem knisternden Geräusch bei Berührung.
Therapie
Zunächst gilt natürlich wieder ein Tauchverbot. Kommt die Blutung gleich zum Stehen und der Schmerz hat nachgelassen und es liegen keine Komplikationen vor (z.B. Luftemphysem) kann man sich den Arztbesuch sparen. Man darf nicht mehr tauchen bis zum vollständigen Abklingen des Schnupfens und sollte abschwellende Nasentropfen verwenden. Hilfreich ist eine Inhalation mit Kochsalzlösung. Antibiotika sind in der Regel nicht notwendig. Lassen die Schmerzen nicht nach, treten neue Schmerzen auf, bzw. werden stärker oder kommt es zu Komplikationen, sollte unbedingt ein HNO-Arzt aufgesucht werden.
Enstehungsmechanismus
Wie oben schon genannt handelt es sich bei den Nasennebenhöhlen um starre luftgefüllte Hohlräume, die durch enge Kanäle oder Spalten belüftet werden. Beim Abtauchen steigt der Druck in den Nasennebenhöhlen und das Volumen des Gases in der Nebenhöhle verkleinert sich (Boyle-Mariotte). Es muss Luft aus der Nasenhaupthöhle in die Nebenhöhle nachströmen. Diese Luft kann aus der Lunge oder aus der Tauchermaske kommen. Wenn die Belüftungswege der Nebenhöhlen verlegt sind, entsteht ein Unterdruck, der zu einer Schwellung des Gewebes führt und zu einer Sekretabsonderung. Je nach Stärke des Unterdrucks kommt es zum Einreißen kleiner Blutgefäße mit einer Blutung in die Nasennebenhöhle. Da Flüssigkeit nicht komprimierbar ist, findet so auch ein Druckausgleich statt, so dass eine gewisse Kompensation des Unterdrucks stattfindet. Apnoetaucher machen sich diesen Effekt zunutze, indem sie die Nebenhöhlen mit Wasser fluten, um die notwendige Menge an Luft für den Druckausgleich der Nebenhöhle einzusparen, so dass mehr Luft für die Lunge zur Verfügung steht.
Beim Auftauchen dehnt sich die Luft in der Nebenhöhle aus, so dass ein Überdruck in der Nebenhöhle entsteht. In der Regel kommt es zu einem plötzlichen Druckausgleich, wenn der Überdruck in der Nebenhöhle den Verschlussdruck der Schleimhaut der zuführenden Belüftungswege überschreitet. Es resultiert ein explosionsartiger Schleim/Blutabgang aus der Nase, der zu einer Schmerzerleichterung führt. Es kann jedoch auch zu Knochenbrüchen an dem Übergang zur Augenhöhle kommen, so dass sich die Luft und das Schleim/Blutgemisch in Richtung Augenhöhle und Augenlid ausbreiten. Daraus resultiert ein geschwollenes Augenlid und ggf. eine Sehstörung. Es muss dann unbedingt ein HNO-Arzt gesehen werden. Sehr wichtig ist es, dass der betroffene Taucher sich nicht mehr schnäuzt, damit nicht noch mehr Sekret in die Augenhöhle geblasen wird. Sehr selten kann sogar die knöcherne Begrenzung zum Gehirn verletzt werden, so dass Luft in die Kopfhöhle gelangt. Da die Nase immer mit Bakterien besiedelt ist, besteht dann eine ernsthafte Gefahr eine Hirnhautentzündung zu entwickeln. Hierbei handelt es sich um eine lebensbedrohliche Erkrankung!
Zusammenfassend kann man aber sagen, dass Barotraumen der Nasennebenhöhle meistens harmlos verlaufen, jedoch ernste Komplikationen nie auszuschließen sind. An dieser Stelle soll nochmals auf die Gefahr hingewiesen werden, die entsteht bei der Benutzung von abschwellenden Nasentropfen. Lässt die Wirkung der Nasentropfen unter Wasser nach, kann es zu einem Verschluss der Nasennebenhöhlen kommen, so dass es beim Aufstieg zu einer explosionsartigen Ausdehnung der eingeschlossenen Luft kommen kann. Deshalb nie Nasentropfen vor dem Tauchen verwenden.