Barotrauma der Nasennebenhöhlen

 

Nach kanadischen Daten kommen ca. 7% der Taucher mit Beschwerden im Kopfbereich wegen eines Barotraumas der Nasennebenhöhlen zum Arzt.

Die Nasennebenhöhlen sind starre Hohlräume, die über enge Belüftungswege mit der Nasenhaupthöhle in Verbindung stehen. Sie sind beim Gesunden von einer dünnen Schicht Schleimhaut ausgekleidet. Kommt es zu einer akuten Infektion der Nasenschleimhaut und damit auch zur Schleimhaut der Nasennebenhöhlen, schwillt diese an und kann die Belüftung der Nasennebenhöhlen beeinträchtigen oder sogar aufheben. Die Luft in der Nasennebenhöhle wird resorbiert, so dass ein Unterdruck entsteht der schmerzhaft ist. Je nach Schweregrad der Entzündung kommt es zu einer bakteriellen Infektion, so dass der Eiter die komplette Nasennebenhöhle ausfüllen kann.

Es gibt aber auch die chronische Nasennebenhöhlenentzündung, bei der die Schleimhaut ständig verdickt ist und das gesamte Nebenhöhlensystem ausfüllen kann. Bei fortgeschrittener Erkrankung kann diese chronisch entzündete Schleimhaut in Form von Polypen die gesamte Nasenhöhle auskleiden. Eine solche chronische Nebenhöhlenentzündung ist mit der Tauchtauglichkeit nicht vereinbar und soll an dieser Stelle nicht weiter besprochen werden.

Kommt es während des Tauchens zu Schmerzen im Bereich der Nasennebenhöhlen oder zu einer Blutung aus der Nase liegt es meistens daran, dass man wider besseren Wissens mit einer Erkältung tauchen gegangen ist.

Symtpome

Schmerzen während des Abtauchens über der Stirn und der Wange, aber auch am Hinterkopf und in beiden medialen Augenwinkeln. Beim Auftauchen kommt es gelegentlich zu einer explosionsartigen Schleimlösung, die mehr oder minder stark mit Blut vermengt ist. Es ist sehr erschreckend für den Taucher, wenn die Maske mit Blut und Schleim gefüllt ist. Eine Komplikation wäre ein Luftemphysem im Bereich der Augenlider oder der Wange. Dies äußert sich durch eine Schwellung des Lids und einem knisternden Geräusch bei Berührung.

Therapie

Zunächst gilt natürlich wieder ein Tauchverbot. Kommt die Blutung gleich zum Stehen und der Schmerz hat nachgelassen und es liegen keine Komplikationen vor (z.B. Luftemphysem) kann man sich den Arztbesuch sparen. Man darf nicht mehr tauchen bis zum vollständigen Abklingen des Schnupfens und sollte abschwellende Nasentropfen verwenden. Hilfreich ist eine Inhalation mit Kochsalzlösung. Antibiotika sind in der Regel nicht notwendig. Lassen die Schmerzen nicht nach, treten neue Schmerzen auf, bzw. werden stärker oder kommt es zu Komplikationen, sollte unbedingt ein HNO-Arzt aufgesucht werden.

Enstehungsmechanismus

Wie oben schon genannt handelt es sich bei den Nasennebenhöhlen um starre luftgefüllte Hohlräume, die durch enge Kanäle oder Spalten belüftet werden. Beim Abtauchen steigt der Druck in den Nasennebenhöhlen und das Volumen des Gases in der Nebenhöhle verkleinert sich (Boyle-Mariotte). Es muss Luft aus der Nasenhaupthöhle in die Nebenhöhle nachströmen. Diese Luft kann aus der Lunge oder aus der Tauchermaske kommen. Wenn die Belüftungswege der Nebenhöhlen verlegt sind, entsteht ein Unterdruck, der zu einer Schwellung des Gewebes führt und zu einer Sekretabsonderung. Je nach Stärke des Unterdrucks kommt es zum Einreißen kleiner Blutgefäße mit einer Blutung in die Nasennebenhöhle. Da Flüssigkeit nicht komprimierbar ist, findet so auch ein Druckausgleich statt, so dass eine gewisse Kompensation des Unterdrucks stattfindet. Apnoetaucher machen sich diesen Effekt zunutze, indem sie die Nebenhöhlen mit Wasser fluten, um die notwendige Menge an Luft für den Druckausgleich der Nebenhöhle einzusparen, so dass mehr Luft für die Lunge zur Verfügung steht.

Beim Auftauchen dehnt sich die Luft in der Nebenhöhle aus, so dass ein Überdruck in der Nebenhöhle entsteht. In der Regel kommt es zu einem plötzlichen Druckausgleich, wenn der Überdruck in der Nebenhöhle den Verschlussdruck der Schleimhaut der zuführenden Belüftungswege überschreitet. Es resultiert ein explosionsartiger Schleim/Blutabgang aus der Nase, der zu einer Schmerzerleichterung führt. Es kann jedoch auch zu Knochenbrüchen an dem Übergang zur Augenhöhle kommen, so dass sich die Luft und das Schleim/Blutgemisch in Richtung Augenhöhle und Augenlid ausbreiten. Daraus resultiert ein geschwollenes Augenlid und ggf. eine Sehstörung. Es muss dann unbedingt ein HNO-Arzt gesehen werden. Sehr wichtig ist es, dass der betroffene Taucher sich nicht mehr schnäuzt, damit nicht noch mehr Sekret in die Augenhöhle geblasen wird. Sehr selten kann sogar die knöcherne Begrenzung zum Gehirn verletzt werden, so dass Luft in die Kopfhöhle gelangt. Da die Nase immer mit Bakterien besiedelt ist, besteht dann eine ernsthafte Gefahr eine Hirnhautentzündung zu entwickeln. Hierbei handelt es sich um eine lebensbedrohliche Erkrankung!

Zusammenfassend kann man aber sagen, dass Barotraumen der Nasennebenhöhle meistens harmlos verlaufen, jedoch ernste Komplikationen nie auszuschließen sind. An dieser Stelle soll nochmals auf die Gefahr hingewiesen werden, die entsteht bei der Benutzung von abschwellenden Nasentropfen. Lässt die Wirkung der Nasentropfen unter Wasser nach, kann es zu einem Verschluss der Nasennebenhöhlen kommen, so dass es beim Aufstieg zu einer explosionsartigen Ausdehnung der eingeschlossenen Luft kommen kann. Deshalb nie Nasentropfen vor dem Tauchen verwenden.

 
Priv. Doz. Dr. Klingmann Tauchgang  © 2017 Dr. Klingmann

Lähmung des Gesichtsnervs

Ursache

Der Nervus facialis kann durch kleine Knochendehiszenzen in seinem Verlauf durch die Pauke und das Mastoid Druckschwankungen aus dem Mittelohr unterworfen werden. Analog dem Barotrauma des Mittelohrs während des Aufstiegs kann eine blockierte Tube den Druck in der Pauke erhöhen, so dass der Paukendruck den kapillären Perfusionsdruck, also die Durchblutung, der autonomen Gefäßversorgung des Nerven übersteigt. In der Folge tritt eine Gesichtsnervlähmung (periphere Fazialisparese) auf. Die auftretende Mikrozirkulationsstörung muss nicht notwendigerweise durch das Tauchen verursacht werden, sondern wurde auch schon nach Flugreisen und sogar nach dem Schneuzen beobachtet.

Klinische Symptome

Diese sehr seltene Komplikation äußert sich durch eine klinisch feststellbare periphere Fazialisparese, das heißt das Gesicht bewegt sich auf einer Seite beim Sprechen, Grimmasieren oder Pfeifen, Stirnrunzeln etc. nicht. Tritt die Gesichtsnervlähmung nach dem Tauchen auf, kann sie von Ohrenschmerzen begleitet sein. Die Ohrspiegelung zeigt ggf. ein vorgewölbtes Trommelfell als Zeichen der Blockierung der Tube.

Therapie

Therapeutisch führen abschwellende Maßnahmen (abschwellende Nasentropfen) und ggf. ein Schnitt ins Trommelfell zum Ziel. Steht eine Druckkammer zur Verfügung hilft eine Rekompression des betroffenen Tauchers, bis die Druckverhältnisse in der Pauke ausgeglichen sind. Bleibende Schädigungen wurden bisher nicht beschrieben. Differentialdiagnostisch muss der behandelnde Arzt an eine Dekompressionserkrankung mit neurologischer Symptomatik denken.

 
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Nasennebenhöhlenerkrankungen

Chronische Sinusitis

Nasennebenhöhlenerkrankungen zählen nach den Erkrankungen der Ohren zu den häufigsten Beschwerden bei Tauchern.

Computertomographie des Nebenhöhlensystems. Knochen wird weiß dargestellt, Luft ist schwarz und Weichgewebe grau. Man erkennt die Augen, die Kieferhöhlen und das Siebbeinzellsystem. Dies ist der Befund eines Gesunden.

Einleitung

Die Nasennebenhöhlen sind starrwandige, von Schleimhaut ausgekleidete Hohlräume. Sie stehen mit der Nasenhöhle und dem Nasenrachenraum in Verbindung. Entsprechend dem Gesetz von Boyle-Mariotte müssen Druckschwankungen beim Ab- und Auftauchen durch passiven Druckausgleich kompensiert werden, um barotraumatische Schäden zu vermeiden. Ein funktionstüchtiges und gut belüftetes Nasennebenhöhlensystem ist Grundvoraussetzung zur Ausübung des Tauchsportes.

Unbehandelte, chronische Nasennebenhöhlenerkrankungen schließen bei Anfängern die Tauchtauglichkeit aus, bis die Belüftung der Nasennebenhöhlen sichergestellt ist. Probleme können sich allerdings auch im Laufe der Ausübung des Tauchsportes durch außergewöhnliche Belastungen wie Kaltwasserreiz und häufige rasche Druckänderungen über Jahre hinweg entwickeln. Chronische Erkrankungen müssen nicht zwangsläufig für immer ein „AUS“ für den Tauchsport bedeuten. Ziel jeder Behandlung bei Tauchern ist nicht nur die Beschwerdefreiheit der Betroffenen. Bei entsprechender Abklärung und Behandlung kann in der Mehrzahl der Fälle der Taucher wieder zurück unter Wasser und den Tauchsport auch weiterhin ausüben.

Auf dieser Auswertung der Heidelberger Tauchersprechstunde, in der 200 Taucher berücksichtigt wurden (Stand 2004), erkennt man, dass Erkrankungen der Nase und der Nasennebenhöhlen fast jeden 6. Taucher betrafen.

Physiologie

Die von Schleimhaut ausgekleidete Nasenhöhle reinigt, erwärmt und befeuchtet die Atemluft und dient der Geruchswahrnehmung.

Die angeschlossenen Nasennebenhöhlen (Stirnhöhlen, Kieferhöhlen, Siebbeinzellen, Keilbeinhöhlen) sind starrwandige, knöchern begrenzte, lufthältige Hohlräume. Über äußerst enge Öffnungen oder Spaltensysteme stehen sie mit der Nasenhaupthöhle in Verbindung. Der Durchmesser der Kieferhöhlenöffnung z.B. beträgt in Abhängigkeit von der Kopfposition nur bis zu maximal 4 mm².

Eine funktionstüchtige Verbindung zur Nasenhaupthöhle ist eine obligate Voraussetzung um Druckschwankungen zu kompensieren und den Sekretabtransport aus den Nasennebenhöhlen ungestört ablaufen zu lassen. Die Nasennebenhöhlen (NNH) sind mit Schleimhaut ausgekleidet, welche von einem zarten, glasklaren Sekretfilm bedeckt ist. Mit Flimmerhaaren besetzte Zellen der Schleimhaut transportieren die Sekretschicht. In dieser bleiben Staubpartikel, Bakterien etc. haften. Diese Schadstoffe werden mit einer Geschwindigkeit von rund 6 - 20 mm/Minute Richtung Rachenraum abtransportiert und auf diese weise „entsorgt“. Die Flimmerhaare der Schleimhautzellen weisen eine Länge von ca. 3-8mm auf. Die Sekretschicht enthält Antikörper und Abwehrzellen zur Bekämpfung von Bakterien, Luftschadstoffen und Viren. Diesem Abwehrsystem kommt eine wesentliche Schutzfunktion in den oberen Atemwegen zu.

Pathophysiologie

Das Siebbeinzellsystem ist der Mündung von Stirn- und Kieferhöhle in die Nasenhaupthöhle vorgeschaltet. Dies bedeutet, dass von dessen Zustand bzw. Erkrankung die Stirn- und Kieferhöhlen abhängig sind und das Siebbeinzellsystem eine Schlüsselrolle für Erkrankungen der NNH darstellt. Wenn auch Symptome und Erkrankungen im Bereich von Stirn- und Kieferhöhle oftmals dominieren, so liegen die Ursachen meist im Siebbeinzellsystem.

Bei Betrachtung der anatomischen Voraussetzungen im NNH-System ist offensichtlich, daß jede Blockade einer NNH-Mündung unweigerlich zu einer Belüftungsstörung, Sekretretention, Infektion der Schleimhaut und letztendlich zum Barotrauma führt. Ursachen dafür sind entzündliche Schleimhautschwellungen, Nasenpolypen, angeborene knöcherne Einengungen sowie Nasenscheidewandverkrümmungen.

Insbesondere bei Tauchern ist die Nasennebenhöhlenschleimhaut außergewöhnlichen Strapazen ausgesetzt: Unterkühlungen, ständige oftmals rasche Druckwechsel bei Tiefenänderungen (Apnoetauchen, Jojo Tauchgänge), Schleimhautschwellungen infolge Reizungen durch Chlor in Hallenbädern sowie infiziertes Badewasser sind eine schwere Belastung. Austrocknung, bedingt durch Zentralheizung, exogene Schadstoffe, wie Zigarettenrauch, Schwefeldioxid und Stickoxide durch Hausbrand und Verbrennungsmotoren belasten die Schleimhaut ebenso massiv. Sie führen durch Schwellungen zu Blockaden der Siebbeinzellen, Stirn- und Kieferhöhle, wodurch der passive Druckausgleich - im Gegensatz zum aktiven Druckausgang beim Mittelohr - nicht mehr stattfindet und auch aktiv nicht erzielt werden kann. Die Folgen sind ein Barotrauma beim Ab- oder noch unangenehmer beim Auftauchen: Schmerzen, Schleimhautschwellungen (Entzündungen), Schleimhautblutungen bis hin zum Ablösen der Schleimhaut mit nachfolgender bakterieller Infektion. Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten sind in erster Linie das Siebbeinzellsystem und die Stirn- und Kieferhöhle betroffen, seltener die Keilbeinhöhle.

Definition

NNH-Entzündungen werden auch als Sinusitis bezeichnet.

Akute Entzündungen bessern sich auf medikamentöse Behandlungen meist innerhalb von 10 Tagen bis maximal 12 Wochen.

Als chronisch werden Erkrankungen bezeichnet welche länger als 12 Wochen dauern oder 4-mal akut pro Jahr auftreten. Sie weisen auf medikamentöse Behandlungen meist keine bleibende Besserung auf und erfordern einen operativen Eingriff.

Diagnostik

Oftmals geben bereits die Vorgeschichte und Symptome des betroffenen Tauchers die entscheidenden Hinweise: Kopfschmerzen, insbesondere zwischen den Augen und im Bereich der Nasenwurzel sowie im Stirn und Wangenbereich. Die Schmerzen werden diffus im Gesichtsbereich verteilt oder auch lokalisiert und stechend angegeben. Sie treten beim Ab- oder Auftauchen auf. In fortgeschrittenen Stadien auch unabhängig vom Tauchen. Weiterhin weisen Nasenbluten nach dem Tauchen, immer wiederkehrende akute Entzündungen der NNH, Sekretfluss in den Rachen, chronische Ohrprobleme, Rachenentzündungen, Husten, Räusperzwang und Bronchitis auf eine NNH-Erkrankung hin.

Vor allem die oft schmerzlose Blutung in die Maske zeigt auf, dass der Taucher an einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung leidet. Durch die Schleimhautschwellung kommt es zu einer Verlegung der Nasennebenhöhleneingänge, so dass beim Abtauchen keine Luft nachströmen kann und der entstehende Unterdruck zu einer Einblutung in der Nasennebenhöhle führt. Da hierdurch das Volumen in der Nasennebenhöhle verkleinert wird, findet durch die Volumenverkleinerung ein Druckausgleich statt, der erklärt, warum die betroffenen Taucher häufig ein Nachlassen des Schmerzes während des Tauchens bemerken. Beim Auftauchen jedoch, dehnt sich die Luft in der Nasennebenhöhle aus und das Schleim-Blutgemisch wird aus der Nasennebenhöhle ausgetrieben und führt zu einer Blutung in die Tauchmaske. Interessanterweise werden kleine Mengen Blut bei jedem dritten Taucher in der Maske nachgewiesen.

Eine endoskopische Untersuchung der Nasenhöhle gibt weitere Hinweise auf Details, die dem unbewaffneten Auge entgehen. In Ergänzung zur endoskopischen Untersuchung ist meist eine computertomographische Untersuchung erforderlich. Hierbei wird in 4 - 5 mm Schichten das gesamte Nasennebenhöhlensystem ohne Überlagerung radiologisch dargestellt. So können knöcherne Veränderungen, Sekretspiegel und Schleimhauterkrankungen, welche in der üblichen Röntgenstandardaufnahmetechnik nicht sichtbar sind, nachgewiesen werden.

Mit der endoskopischen Optik kann man einen Polypen erkennen (in der Bildmitte der gelbe glasige Polyp). Auf der Computertomographie erkennt man die chronische Sinusitis. Die Kieferhöhle auf der rechten Bildseite ist zu mehr als 50% mit Schleimhaut ausgefüllt . Auch die linke Seite ist der Boden verlegt, das Siebbein ist ebenfalls betroffen.

Konservative Behandlung

Berichtet ein Patient über die typischen Symptome einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung und zeigt die HNO- und Röntgenuntersuchung das Bild einer chronischen Sinusitis gibt es verschiedene Wege dem betroffenen Taucher zu behandeln. Insbesondere wenn sich noch nicht das Vollbild der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung zeigt, kann häufig ein konservativer Behandlungsversuch zu einer Beseitigung der Beschwerden führen. Von über 300 Tauchern, die in der Heidelberger Tauchersprechstunde behandelt wurden, gab ca. jeder 6. Taucher Beschwerden im Bereich der Nase und der Nasennebenhöhlen an. Von diesen Patienten musste aber nur jeder vierte Taucher operiert werden.

Als konservative Maßnahmen bieten sich Inhalationen und regelmäßige Nasenspülungen mit Kochsalzlösung an. Der betroffene Taucher sollte mindestens drei Liter am Tag trinken, um die Schleimhaut feucht zu halten und hierdurch zu pflegen. Bei bakteriellen Begleitinfektionen (eitrige Sekretion) sollten Antibiotika über mindestens 10-14 Tage verabreicht werden. Die Behandlung wird durch die Gabe eines örtlich wirkenden Kortisonpräparats ergänzt. An dieser Stelle soll erneut darauf hingewiesen werden, dass Kortison kein gefährliches Medikament ist, sondern gerade als örtlich wirkendes Medikament den Patienten vor irreversiblen Schädigungen schützt und keinesfalls schädigt. Zur kurzfristigen Einnahme kann Kortison auch in Tablettenform eingesetzt werden, allerdings müssen bei dieser Form der Anwendung die Einnahmedauer beschränkt werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Für Patienten mit chronischen Nasennebenhöhlenbeschwerden gilt jedoch, dass es besser sein kann sich operieren zu lassen, als zu lange an einer chronischen Sinusitis „herum zu doktern“. Moderne Operationsverfahren sind heute so gezielt einzusetzen, dass das OP-Risiko als sehr gering einzuschätzen ist.

Operative Behandlung

Um bei chronischen oder kurzfristig immerwiederkehrenden akuten NNH-Entzündungen eine langfristige Besserung zu erzielen, ist oft ein operativer Eingriff erforderlich. Auf endoskopischem Weg ist es möglich, über die Nasenhöhle, ohne sichtbaren Schnitt von außen, die zuvor als erkrankt identifizierten Areale selektiv zu entfernen und die Belüftung der Nasennebenhöhlen wieder herzustellen. Dieser Eingriff ist meist wenig belastend und wird in Vollnarkose durchgeführt. Das Ausmaß der Operation ist individuell der Erkrankung des betroffenen Tauchers angepaßt, wobei das Grundprinzip der Operation ist nur als erkrankt identifizierte Schleimhaut und Knochenstrukturen zu entfernen und regenerationsfähige Schleimhaut und selbstverständlich auch gesunde Schleimhaut zu belassen. Die Verbindung der NNH zur Nasenhaupthöhle wird wiederhergestellt. Diese Art der Chirurgie wird auch als minimal invasive Mikrochirurgie bezeichnet.

Die Regeneration der Nachbehandlung nimmt im Normalfall 6 - 12 Wochen in Anspruch. Regelmäßige Kontrollen sowie medikamentöse Nachbehandlungen sind erforderlich; in diesem Zeitraum sollten auch Flugreisen vermieden werden.

Nach 6 - 12 Wochen kann mit einem Wiederausheilen des Operationsgebietes gerechnet werden und nach einer Abschlusskontrolle ist in den meisten Fällen der Taucher wieder tauchtauglich.

Ist eine medikamentöse Behandlung nicht erfolgreich, so führt dieser Eingriff in den meisten Fällen zum Ende der Beschwerden und es gelingt - was für den Taucher von größtem Interesse ist - diesen wieder ins Wasser zurückzuführen. Dies hat unsere langjährige Erfahrung mit Operationen an Tauchern gezeigt.

Ergebnis der Operation. Man nähert sich dem Nasennebenhöhlensystem, und erkennt, dass der Belüftungsweg schon deutlich größer ist. Wenn man in das Nasennebenhöhlensystem weiter hineingeht, erkennt man dass eine große belüftete Zone geschaffen wurde. Diese Taucherin ist wieder komplett tauchtauglich.

 

Dieser Artikel wurde zusammen mit Prof. Wolf, Universitäts-HNO-Klinik Graz, Österreich, für die Zeitschrift UNTERWASSER verfasst.

Barotrauma der Zähne

Bei einem völlig gesunden Zahnstatus kann es nicht zu einem Barotrauma der Zähne kommen.

Liegt jedoch Karies vor, so dass es zu kleinen luftgefüllten Hohlräumen in den Zähnen kommen kann, besteht das gleiche Problem wie bei dem Barotrauma der Nasennebenhöhlen.

Beim Abtauchen kommt es zu einem Druckanstieg in den Zähnen, mit einer resultierenden Volumenverringerung in dem kariös veränderten Zahn (Boyle-Mariotte). Wenn sich beim Aufstieg dieser Hohlraum, z.B. durch Essenreste verschließt, kann es zu einer Druckerhöhung im Zahn kommen. Folglich kann die Zahnfüllung oder der ganze Zahn „gesprengt“ werden.

Aus diesem Grund ist immer auf einen sanierten Zahnstatus zu achten. Man kommt also als Taucher nicht an den regelmäßigen Zahnarztbesuchen vorbei.

Druckdifferenz-Schwindel (engl. alternobaric vertigo)

Jeder dritte Taucher hat schon einmal einen Druckdifferenzschwindel erlebt. Aus einer von uns untersuchten Gruppe von Tauchern, mit durchschnittlich 650 Tauchgängen, hat aber nur jeder 20. Taucher schon einmal etwas von diesem Phänomen gehört!

Ursache

Durch unterschiedliche Druckverhältnisse im Mittelohr kann es während des Auf- oder Abstiegs zu Drehschwindel kommen. Da eine Druckerhöhung über das runde und ovale Fenster auf das Innenohr übertragen wird und hierdurch das Gleichgewichtsorgan stimuliert wird, kann es bei einer seitendifferenten Reizung des Gleichgewichtsorgans zu Schwindelsymptomen kommen. Das Gehirn erhält unterschiedliche Signale von beiden Seiten, die zu einem Verarbeitungsproblem führen, worauf der Körper mit Schwindel reagiert. Bei der Seekrankheit handelt es sich um ein ähnliches Phänomen: unterschiedliche Signale des Gleichgewichtsorgans und der optischen Wahrnehmung führen zu einer Fehlinterpretation woraufhin Schwindel und Übelkeit entsteht.

Symptome

Während des Aufstiegs (90%) oder Abstiegs (10%) bemerkt der Taucher plötzlich eintretenden Dreh- oder Schwankschwindel. Hinzu können Übelkeit und Brechreiz treten. Durch den Schwindel kann es zur Orientierungslosigkeit kommen, so dass im schlimmsten Fall ein Notaufstieg eingeleitet wird, der die Gefahr eines Dekompressionsunfalls birgt. Der Schwindel hält in der Regel zwischen 10 Sekunden und mehreren Minuten an (Durchschnitt 30 sec). Hält man sich konstant auf der Tiefe, läßt der Schwindel nach, sobald ausgeglichene Druckverhältnisse in beiden Ohren herrschen. Durch Tauchen in die Gegenrichtung (oder Druckausgleich, bei Druckdifferenzschwindel des Abtauchens) kann der Schwindel frühzeitig unterbrochen werden.

Nicht jeder Taucher muss Druckdifferenzschwindel erleben: nur ca. 30% der erfahrenen Taucher hatten schon einmal Druckdifferenzschwindel. Die Häufigkeit des Auftretens variiert sehr stark zwischen den betroffenen Tauchern. Manche Taucher hatten nur einmal ein solches Erlebnis, andere erleben jeden zweiten Tauchgang eine Schwindelepisode. Besonders häufig treten diese Symptome bei Tauchern mit Erkältung auf, da sie unter einer behinderten Tubenbelüftung leiden.

Therapie

Es ist keine Therapie notwendig, da die Symptome von alleine verschwinden. Bleibt der Schwindel konstant, liegt eine andere Erkrankung vor, die HNO-ärztlich abgeklärt werden sollte. Hilfreich ist es in die Gegenrichtung zu tauchen oder sich auf einen Punkt zu konzentrieren (z.B. Ankerseil). Es ist selbstverständlich, dass man nicht mit einer Erkältung tauchen sollte, wenn man aber nun doch unter Wasser gelandet ist, muss man mit einem gehäuften Auftreten rechnen.

Untersuchungsmethoden

An der Hals-Nasen-Ohren Universitätsklinik Heidelberg haben wir eine Untersuchung von 64 Tauchern durchgeführt, von denen ca. 30 % schon einmal einen Druckdifferenzschwindel erlebt haben. Eine Messung der Tubenfunktion erlaubte keine Vorhersage welcher Taucher an Druckdifferenzschwindel leidet. Eine Untersuchung des Gleichgewichtsorgans zeigte ebenfalls keine Unterschiede zwischen den Tauchern mit und ohne Druckdifferenzschwindel. Bisher sind also keine Untersuchungen bekannt, die es ermöglichen würden vorherzusagen welcher Taucher einen Druckdifferenzschwindel erleben wird. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass in der Ausbildung auf diese „Erkrankung“ hingewiesen wird, damit gerade Anfänger nicht mit Panikreaktionen reagieren.

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